In der südwestlichen Ecke Deutschlands liegt inmitten des Markgräflerlandes der Bohrerhof in der Gemeinde Hartheim-Feldkirch. Dieser idyllische Landstrich, im Süden und Westen vom Rhein, im Osten vom Hochschwarzwald begrenzt, wird aufgrund des milden Klimas und der sanft hügeligen Landschaft auch als „ die Toskana Deutschlands“ bezeichnet.
Feldkirch, wo heute ca. 500 Menschen leben, blickt auf eine lange, über 1250 Jahre währende, Geschichte zurück.
“Veltkircha” fand erstmals 761 als grundherrlicher Kirchplatz Erwähnung. Die erste schriftliche Beurkundung stammt aus dem Jahr 1160. Feldkirch, das bedeutet „Kirche auf dem Feld“ und 1465 gibt es 10 Herdstätten, sprich 10 Familien, die um die Kirche siedeln. Im Laufe der Zeit wächst die Gemeinde und wird vieler Herren Land. 1562 begann die über mehrere Jahrhunderte dauernde Ortsherrschaft der Familie Wessenberg, die 1577 das Schloss Feldkirch erbauen ließ. Im 30jährigen Krieg wurde der Ort nebst Kirche und Schloss fast vollständig zerstört und in der 2.Hälfte des 18.Jahrhunderts neu erbaut.
Mit dem Schloss Feldkirch ist ein Name eng verwoben: Sibylle Bedford. Die berühmte deutsch-britische Journalistin und Schriftstellerin verbrachte ihre Jugendjahre gemeinsam mit ihrem Vater auf Schloss Feldkirch. In ihrem autobiografischen Roman „Zeitschatten“ setzt sie dieser Zeit und dem Ort ein literarisches Denkmal.

Und heute?

Heute zieht es wieder Künstler nach Feldkirch, doch nicht ins Schloss, vielmehr in den Bohrerhof, „wo Gutes gedeiht“.
Unter diesem Motto betreibt die Familie Bohrer seit vielen Jahren erfolgreich ein Restaurant mit saisonaler und regionaler Küche sowie einen Hofladen, den Landmarkt, wo feldfrische Produkte und Spezialitäten aus der Umgebung erworben werden können.
Doch im milden Klima des Markgräflerlandes gedeihen nicht nur Kürbisse und Spargel sondern auch wunderbare Unterhaltungskonzepte. Gemeinsam mit der Agentur Event Now entwickelte die Familie Bohrer ein völlig neues Showkonzept: „Die Dinnershow, die aus dem Rahmen fällt“.
Im November 2016 wurde der rote Teppich zur Premiere im gläsernen Restaurant auf dem Bohrerhof ausgerollt. Die Idee: zwei Räume im Glashaus, eine offene Küche, in der die feldfrischen Zutaten in kulinarische Leckerbissen verwandelt werden, Liveband und mehrere Bühnen mit einem Varieté-Programm der Extraklasse inmitten des Publikums. Schlemmen und Staunen. Für letzteres sorgten die schwebende Nathalie Bertholio am Vertikalseil, die graziöse Handstandakrobatin Marie-Eve Dicaire, Mario Muntwyler mit seinen tanzenden Tellern und natürlich Marcus Jeroch.

Es ist eindeutig: Ein Künstler hat zwei Beine, der Tisch hat vier. Der Tisch ist im Vorteil.

Aber es gefällt: Die Poesie als Zusatzstoff, und das Publikum hat was zu kauen.

Foto: Felix Groteloh

Parallel zum 4 Gang-Menü bestehend aus Chicoree-Orangen-Suppe, Sunnewirbele, Kalbstafelspitz mit Spätzle an Markgräfler Gemüse und dem finalen Duett aus Creme Brulee und Topfenmuss mit Kumquatragout servierte Marcus Jeroch Poesie a la Carte und a la Kändler – ganz persönlich und ganz direkt. Zwischen den Gängen ging er auf Tischtuchfühlung mit dem Publikum und kredenzte seine Tischgedichte, Auge in Auge mit dem Gast: Antibasta mit Wasserhuhn und Idylle, ein sagenhaftes Intermezzo mit Schindmähre und Widder und zum Überhauptgang gab es Lamm oder genauer gesagt ein in Mehlodramatik gewendetes Dilemma. Und zum Ausklang? Ein Anmachgedicht. All das gewürzt mit Virtuosität, fliegendem Gebäll, flotten Rhythmen- kurz WoWo mit Yoyo.
Ein großes Vergnügen für die Sinne dieser Abend: gesättigt, beschaulustigt, erstaunt und vielleicht sogar angeregt, was Kochlöffel und Schneebesen noch so können.
Auf ein Wiedersehen im Bohrerhof!

Fotos: Felix Groteloh